Glücklich und zufrieden
Der in Tokio lebende Designer Naoto Fukasawa beschreibt, wie durch die unbewusste Beziehung, die im Design zwischen dem Objekt, dem Menschen und der Umgebung besteht, Glück geschaffen wird.
Verfasst von: Molly Singleterry
Fotos von: Alex Witmer
Film unter der Regie von: Nobu Arakawa
Naoto Fukasawa sitzt mit amüsiertem Gesichtsausdruck in einem Konferenzsaal mit Glaswänden. Von ihm selbst entworfene Stühle sind ordentlich um einen langen hölzernen Konferenztisch angeordnet. Er ist zu einem Kurzbesuch in Chicago, um den Asari Stuhl von Herman Miller der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er strahlt eine ruhige, aber dennoch fesselnde Präsenz aus. Er lächelt viel, bedankt sich bei allen für ihren Besuch und ist im Gespräch ein geselliger Verkäufer. Besucher setzen sich auf den Stuhl, lehnen sich bequem zurück, um die Neigung zu prüfen, und testen die Drehfunktion. Für diese Besuche gibt es eine eigene Art der Präsentation, und Naoto Fukasawa führt diese ganz natürlich – fast freudig – auf eine Art und Weise vor, die den ganzen Raum belebt. An einer Stelle spielt er sogar eine Umarmung von Asari vor, so wie er oft seine Gefühle dem Stuhl gegenüber beschreibt. „Ich möchte den Stuhl einfach in den Arm nehmen“, sagt er.
Wenn er den Designprozess für Asari ausführlich darstellt, bemerken die Zuhörer seine Leidenschaft für den Stuhl, der in dieser Geschichte nicht nur ein Stuhl, sondern ein eigener Charakter ist. Naoto Fukasawa stellt ihn als ein freundliches und begeisterndes Wesen dar. Schließlich wurde das Design des Stuhls durch seinen eigenen Namen inspiriert: „Asari“ ist das japanische Wort für eine Muschelart (die „Japanische Teppichmuschel“, um genau zu sein, eine Zutat, die oft in Dashi verwendet wird, der klaren Suppenbrühe, die in der japanischen Küche ein Teil der Basis für Umami ist. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Essenz des Geschmacks).
Wenn Sie sich diese Stühle in einer fantastischen Geschichte von Autoren wie Gabriel García Márquez oder Haruki Murakami vorstellen, dann hat er seine Arbeit gut gemacht. Er schafft den Rahmen für diese spielerischen Beziehungen und gibt Ihnen die Möglichkeit, den Stuhl für Sie arbeiten zu lassen, wo immer Sie es möchten, und nicht umgekehrt. Es ist eine einfache Beziehung zwischen dem Menschen, dem Objekt und der Umgebung, und Naoto Fukasawa ist hier, um einen bequemen Sitzplatz anzubieten.
Im Folgenden finden Sie das vollständige Interview mit Fukasawa-san in seinem Haus und Studio in Tokio.
„Das Wichtigste ist, Menschen glücklich zu machen.“
– Naoto Fukasawa
Was ist Ihre Definition von Design?
Wenn Sie eine Beziehung zu einem Objekt haben, beispielsweise zu einem Stuhl, sollten Sie sich dessen nicht wirklich bewusst sein. Sie können den Stuhl vergessen. Unbewusstes Verhalten ist sehr wichtig. Sie interessieren sich nicht für den Stuhl, Sie mögen Ihren Stuhl bereits. Nachdem Sie ihn benutzt haben, müssen Sie nicht mehr über ihn nachdenken. Beim Design geht es manchmal zu laut zu, obwohl es viel ruhiger sein sollte.
Ich denke immer über die Beziehung zwischen dem Objekt, dem Menschen und der Umgebung nach. Design bedeutet, zwischen diesen drei Teilen eine gute Beziehung herzustellen.
Erzählen Sie uns mehr über die Philosophie „Super Normal“.
In der Regel denken Menschen an Design, das etwas Besonderes ist. Aus diesem Grund versuchen wir bei der Arbeit mit dem Design, etwas Besonderes zu entwerfen. Die Person, die das Design bei uns in Auftrag gegeben hat, möchte natürlich etwas wirklich Neues, Radikales oder Erfrischendes. Aber manchmal präsentieren wir ganz Normales, das sie mögen und bereits in ihrer Umgebung nutzen können. Dann reagieren Sie mit: „Oh, ist das Ihr Vorschlag?“ Und es ist „supernormal“. Wir fragen dann nach: „Gefällt es Ihnen oder nicht?“ Und dann kommt eine leise Antwort: „Es gefällt mir.“
Wir verbringen unser Leben gerne mit normalen Dingen, denn in der Normalität geht es nicht so sehr darum, jeden Tag etwas besonderes zu erleben, sondern eher darum, ruhiger zu sein und ein schönes Leben zu führen. Das ist ein sehr wichtiger Faktor der Philosophie „Super Normal“. Super ist dabei wichtig, nicht nur normal.
Verschiedene Ephemera, gesammelt in seinem Atelier.
Welche Beziehung besteht in Ihrem Design zwischen Form und Funktion?
Form ist Funktion. Es gibt zwischen beiden keine Unterscheidung. Visuell ist auch Schönheit eine Funktion. Also sollte nicht nur an die Form gedacht werden, sondern zuerst an die Funktion. Aber es muss schön sein.
Ich glaube, alle Menschen haben die Funktion, die Schönheit oder den Komfort [eines Produkts] zu erfassen. Sonst könnten wir nicht wirklich sagen: „Das ist gutes Design. Das ist schlechtes Design.“ Jeder sagt: „Gute Designs, gutes Design … schlechte Designs, schlechtes Design“, oder? Das ist ganz einfach: Jeder Mensch kann das Gute spüren – nicht nur bestimmte, besondere Menschen. Jeder muss es spüren.
Welche Bedeutung haben die Form und das gesamte Erscheinungsbild von Asari?
Form stellt eine Bedeutung her. Wir müssen die richtige Form und Kontur ermitteln, um in die Umgebung zu passen.
Das Leben ist ein Puzzle. Sie füllen alles aus, aber wenn Ihnen ein Teil fehlt, zum Beispiel ein Puzzleteil, dann sehen wir als Designer entweder die Umrisse des fehlenden Teils oder wir erstellen eine Form. Timing und Umgebung geben uns die Hinweise, die richtigen Dinge zu tun.
Unser Leben hat sich in letzter Zeit rasant verändert, insbesondere seit der Pandemie. Alle waren sowieso schon der Meinung, dass sich die Art, wie wir leben und arbeiten, ändern sollte. Für uns stellt das eine große Chance dar. Auf der einen Seite gab es Bürostühle, auf der anderen Wohnstühle. Da gab es eine klare Trennung. Aber das sind nicht immer zwei verschiedene Lebensbereiche, oder? Es handelt sich um nur einen. In einer vernetzten Welt wird ein Möbelstück oder ein Stuhl für mehrere Zwecke verwendet. Heutzutage allerdings ist das Leben verrückt. Man arbeitet am Esstisch von zuhause aus. Aber das Esszimmerbüro ist aus Holz, das ist auf Dauer zu hart. Warum statten wir also das Büro nicht mit hohem Komfort aus, der an die Umgebung zuhause erinnert?
Was war Ihnen bei der Zusammenarbeit mit Herman Miller wichtig?
Verantwortung für das menschliche Leben zu tragen, ist eine große Sache. Deshalb muss ein Stuhl bequem und gesund sein. Es sind viele Tests und Forschung nötig, damit er für Menschen auf der ganzen Welt geeignet ist. Bei Herman Miller stehen alle im Mittelpunkt.
Die Philosophie von Charles und Ray Eames ist großartig: produzieren und testen, produzieren und testen. Und Glück, die Menschen glücklich machen.
Der Name „Asari“ kommt vom japanischen Wort für eine Muschelart. Was ist eines Ihrer Lieblingsdetails an diesem Stuhl?
Sehen Sie das Detail? Es gibt keine Nähte. Sie sehen das Zusammentreffen zweier Muscheln – daher kommt der Name Asari. Normalerweise bilden zwei Muschelhälften eine Trennlinie. Das ist ein starkes Merkmal.
Es ist vielleicht sogar sehr selten, dass man so ein Detail hat, das sehr bequem aussieht, ohne Kanten, ohne Nähte. Es sieht also sehr bequem aus, sehr warm, weich und freundlich. Es ist wie ein Stofftier mit einer freundlichen Form. Ich möchte ihn in die Arme schließen. Ein schönes Gefühl.
Why Magazine
Why Magazine: Happy As A Clam
Visit designer Naoto Fukasawa's home and studio in Tokyo and hear about the joyful design process behind the Asari Chair by Herman Miller.
Lernen Sie Asari kennen
Dieser ergonomische, gepolsterte Bürostuhl ist ein Genuss für die Sinne, sowohl zu Hause als auch im Büro.