1977 verfasste Max De Pree, Managing Director von Herman Miller und der Sohn des Gründers D. J. De Pree als Vorgabe für das neue Fabrikgebäude in Bath, GB eine „Liste seiner Erwartungen“. Seine Suche nach dem richtigen Architekten führte ihn schließlich zu Sir Nicholas Grimshaw von Farrell/Grimshaw Partnership.
Die von Max De Pree festgehaltenen Erwartungen und die Vision von Sir Nicholas Grimshaw waren die Grundlage dafür, dass sich das ursprüngliche Gebäude von einer Produktionsstätte zur neuen Heimat der School of Art, Film and Media sowie der Bath School of Design der Bath Spa University wandeln konnte.
Bei der neuen Nutzung hat man sich am ursprünglichen Ethos eines Gebäudes orientiert, das von Beginn an darauf ausgelegt war, sich an die veränderten Bedürfnisse der Menschen, die dort arbeiten, anzupassen.
Nach der Renovierung und Erweiterung des ursprünglichen Gebäudes wurde Herman Miller eingeladen, in Zusammenarbeit mit der Universität die Räume auf eine Weise einzurichten, die den Studierenden ein bestmögliches Arbeiten ermöglicht. Der einladende Empfangsbereich des Locksbrook Campus öffnet sich zu einer „Hauptstraße“ hin, welche den Studierenden soziale Räume, Umgebungen für konzentriertes Arbeiten sowie ein Café bietet, die von allen Stockwerken aus zu sehen sind.
Unsere Studie hat gezeigt, dass Studierende oft Räume meiden, die sie nicht von da aus sehen können, wo sie arbeiten, lernen oder sich mit anderen treffen. Durch verschiedene Platzangebote in der Nähe der Arbeits- und Lernumgebungen der Studierenden kann man daher geplante und spontane Aktivitäten fördern. Viele Universitäten experimentieren mit flexiblen Mehrzweck-Veranstaltungsräumen für die Öffentlichkeit. Auf dem Locksbrook Campus erfüllt die Erweiterung des Daches diesen Zweck. Sie bietet einen atemberaubenden Blick auf den Fluss sowie verschiedene Ruhezonen im Innen- und Außenbereich für unterschiedliche Arten von Veranstaltungen und Lernerfahrungen.
Vom Zwischengeschoss sind außerdem die Workshops der Studierenden zu sehen, was zur lebendigen Atmosphäre dieses Gebäudes beiträgt. So erhalten die Lernenden einen Einblick, was in den vielen anderen Fachbereichen geschieht. Das bietet eine bessere Grundlage für die Zusammenarbeit und ermöglicht bessere Interaktionen.
Für Dan Allen, den Direktor der School of Art, ist der neue Campus nichts weniger als eine Revolution: „Früher mussten wir unsere Praktiken an das Gebäude anpassen. Aber jetzt sind wir in einem Haus, das uns nichts vorschreibt, sondern uns dazu motiviert, anders zu lehren. Für die Universitätsangehörigen ist das eine aufregende Erfahrung.“
Das Gebäude verfügt auch über einen offenen Hörsaal mit Stufen von Sitzreihen, Polstern und Sitzsäcken. Außerdem bietet es ein einzigartiges Soundsystem, dass Silent Discos nachempfunden wurde. Wie die Studio- und Workshop-Räume motiviert dieser offene Bereich zur spontanen Zusammenarbeit und ermöglicht ein inspirierendes fachbereichsübergreifendes Lernen innerhalb der Sichtweite der Studios auf allen Stockwerken.
Genau wie es schon in der ursprünglichen Designskizze von 1976 festgehalten worden war, wurde der Locksbrook Campus nicht entworfen, um statisch in seinem Zustand zu verharren. Nachdem die weltweite Corona-Pandemie abgeklungen war, kehrte Lauren Bell, Head of Education bei MillerKnoll, zur Universität zurück, um sich mit den Studierenden zu treffen und mit ihnen über ihre Erfahrungen in dem Gebäude seit der Eröffnung zu sprechen.
„Die Studierenden hatten die besten Ideen, wie wir die Räume verbessern, ändern und optimieren können“, erläutert Lauren. Sie fährt fort: „Ich habe die Räume für das Lernen und für soziale Zusammenkünfte im Hinblick auf die Lerneinbindung und -produktivität, den Austausch mit anderen Studierenden, verschiedene Lernstile sowie die Raumnutzung bewertet.“
Die Studierenden, die den Locksbrook Campus besuchen, wurden gebeten, Kernaussagen zu jeder Kategorie, die jeweils von der Akustik über das Begreifen bis zum Selbstvertrauen reichen, auf einer Zustimmungsskala zu bewerten. 90 % der befragten Studierenden stimmten den folgenden Aussagen stark zu:
„Ich fühle mich wohl dabei, in den Lernräumen Fragen zu stellen“
„Ich konnte in den Lernräumen und sozialen Räumen erfolgreich neue Ideen entwickeln oder Erkenntnisse gewinnen“
„In den Lern- und sozialen Räumen gibt es die Voraussetzungen, damit ich meine persönlichen Tools und Geräte benutzen kann“
Außerdem bestätigten 60 % der Studierenden, dass die Arbeitsumgebungen des Gebäudes sie zu produktiver Arbeit über verschiedene Fachbereiche hinweg motiviert haben. Lauren ist der Ansicht, dass diese Ergebnisse die wichtige Rolle des Designs bestätigen, die dieses bei der Schaffung von produktiven Räumen spielt.
„Wenn man diese Aussagen zur verbesserten Lernerfahrung zu konkreten Designs und Lösungen in Beziehung setzt, dann ist das der ultimative Schlüssel zum Erfolg bei diesem Projekt“, erläutert sie. „Das Entwickeln neuer Ideen, die Möglichkeit mit mehr Zuversicht vor vielen Zuhörern zu sprechen, die Voraussetzungen zur nahtlosen Konnektivität aller Geräte und die Verbesserung fachbereichsübergreifender Zusammenarbeit – all das ist für den Erfolg der Studierenden und des Gebäudes unabdingbar.“
Durch das Gebäude hat sich vieles für seine Nutzer verbessert. Ein Studierender aus dem Bereich Möbeldesign sagte dazu: „Locksbrook ist einfach ein Gebäude, in dem man gewesen sein muss. Für Designstudierende ist es eine großartige Inspiration – die Geschichte, der Standort und die Flexibilität bei der Gestaltung der Räume. Die Atmosphäre hier ist einfach großartig. Es gibt hier einen sozialen, interaktiven und kreativen Kern, der nach außen wirkt und zur Zusammenarbeit und zu Experimenten anregt.“
Julia Keyte, Leiterin der Studienrichtung Architektur, Innendesign und Produkt- und Möbeldesign stimmt dieser Aussage voll und ganz zu: „Die Studierenden in unserem Gebäude waren von der Pandemie stark betroffen. Ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, der soziale Austausch und ganz allgemein ihre Motivation – all das musste wiedererweckt werden. Dank der Flexibilität und Wandelbarkeit des Gebäudes, wo man den Studierenden aller Bereiche bei der Arbeit zusehen kann, und der Unterstützung durch die strategisch platzierten sozialen Räume, hat sich die Kultur seit unserer Rückkehr hier im letzten Jahr stetig verbessert und weiterentwickelt. Die Arbeitsbereiche für die Workshops sind hervorragend ausgestaltet und die Projekträume werden viel häufiger benutzt, auch von Studierendengruppen, von denen man es nicht erwarten würde.“
Ihr Fazit: „Wir sind immer noch dabei, herauszufinden, wie man spezielle Räume intensiver und besser nutzen kann. Deswegen ist es wichtig, unsere Analyse für die Zeit nach dem Einzug, die wir zusammen mit Herman Miller durchführen, fortzusetzen. Insbesondere der Austausch zwischen Herman Miller und den Studierenden trägt dabei zu dieser langfristigen strategischen Partnerschaft bei.“