OE1 von Sam Hecht und Kim Colin

Für das Design der OE1 Workspace Collection haben Sam Hecht und Kim Colin den Ansatz des herkömmlichen Büromöbel-Systems von Grund auf neu konzipiert. So entstand eine agile Kollektion für die sich verändernde Welt der Arbeit.

Design

OE1 Workspace Collection Design Story Video

Go behind the scenes of the OE1 Workspace Collection with Industrial Facility designers Sam Hecht and Kim Colin.

OE1 begann ungewöhnlich für Sam Hecht und Kim Colin. Ihr Unternehmen Industrial Facility hat über die Jahre schon bei vielen Designprojekten mit Herman Miller zusammengearbeitet. Für dieses wurde uns jedoch „ein Auftrag erteilt, bei dem wir nicht die Designer sein sollten“, erklärt Hecht, „sondern bei dem wir eine Vorgaben für diejenigen erstellen sollten, die das Projekt letztendlich gestalten würden.“

Zunächst reisten sie um die Welt, um den aktuellen Stand der Büromöblierung und des Arbeitsplatzes zu erkunden. Was sie entdeckten, wies auf die Grenzen des herkömmlichen Büromöbelsystems hin. „Unternehmen wollen eher eine eigene Identität“, erinnert sich Hecht. „Sie wollen auswählen und mischen. Außerdem wollen sie das Ausgewählte so anpassen können, dass es ihre Identität widerspiegelt.“

Die beiden verbrachten ein Jahr mit der Recherche und Entwicklung der Aufgabenstellung und erweiterten die Liste der von ihnen befragten Akteure auf das gesamte Ecosystem der Branche: Hersteller, Händler, Architekten und Designer, Installateure, Immobilienfachleute und Kundenunternehmen.

Designer Kim Colin in Industrial Facility's London office.

Kim Colin bei der Arbeit im Londoner Büro von Industrial Facility.

An image of pages from the Horizon design magazine featuring products that would become the OE1 Workspace Collection.

Aus dem OE1-Konzeptbuch, ein Foto und ein Essay, das eine wesentliche Eigenschaft der OE1 Kollektion beschreibt – ihre Einzigartigkeit.

„Es ist wirklich sehr, sehr schwer, Basics zu entwerfen, ohne alle Probleme und Herausforderungen aus erster Hand zu erfahren.“ – Kim Colin

„Uns ist aufgefallen, dass am ersten Tag die Möbel installiert werden und und am zweiten Tag schon Veränderungen vorgenommen werden müssen“, berichtet Hecht. „Und wenn man auf die Makroebene geht, erkennt man die exponentiellen Veränderungen in Unternehmen.“ Colin fügt hinzu, dass es nicht nur um die Menge der Veränderungen geht, sondern auch um das Tempo, in dem sie stattfinden.

Agilität und die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren, erwiesen sich als zentrale Faktoren. Das Duo untersuchte, wie sie etwas schaffen könnten, das Spaß macht und flexibel ist – eine Produktlinie, die sehr viel Auswahl bietet und mit bestehenden Möbeln kompatibel ist.

Als die Erkundungsmission in ein tatsächliches Designprojekt überging, war eines sicher: OE1 würde kein herkömmliches „System“-Produkt sein. „Es geht um Auswählen und Mischen“, erklärt Hecht. „Alles ist im Gespräch miteinander, und das Gespräch ist gesund.“

An image of pages from the Horizon design magazine featuring products that would become the OE1 Workspace Collection.

Skizzen und Notizen aus dem iterativen Entwicklungsprozess der Designer.

„Und [Systeme] haben der Industrie sehr, sehr gut gedient“, fährt Hecht fort. Er verweist auf Action Office, das bahnbrechende Systemprodukt von Herman Miller, das 1964 von George Nelson und Robert Propst entworfen wurde. „Deshalb war Action Office auch so großartig. Aber in gewisser Weise nur für Unternehmen und eher nicht für individuelle Nutzer, was seine Entwicklung anbelangt.“ Hecht und Colin wussten, dass OE1 Anforderungen auf mehreren Ebenen erfüllen musste: für das Unternehmen, den Büroraum und den Einzelnen. Und das konnte ein System, das für alle passt, nicht leisten. Vor allem, da moderne Unternehmen mit Immobilienproblemen, Mobilität und Skalierungsproblemen zu kämpfen haben.

„Mit OE1 bewerten wir nun neu, was ein System ist, indem wir sicherstellen, dass jedes Produkt nicht von einem anderen abhängig ist, um zu funktionieren, obwohl sie alle zusammenarbeiten können“, erklärt Hecht. Und Colin fügt hinzu: „(OE1) ist so konzipiert, dass es ‚mit sich selbst‘ oder mit anderen Teilen in bestehenden Umgebungen ‚funktioniert‘.“

„OE1 spielt nicht nach den Systemregeln. Die Kollektion hat sozusagen das Regelbuch zerrissen und spielt nach anderen Regeln.“ – Sam Hecht

A design sketch of an OE1 Storage Trolley.

Vergrößerte Ansicht des OE1 Aufbewahrungswagens.

An image of pages from the Horizon design magazine featuring storage products that would become the OE1 Workspace Collection.

Der OE1 Aufbewahrungswagen, dokumentiert im Konzeptbuch.

Die Kollektion ist das Ergebnis jahrelanger Tüftelei und Entwicklung. Aber einzelne Stücke heben die Designer besonders hervor. „Eines der Stücke, auf die ich besonders stolz bin, ist der Aufbewahrungswagen“, erläutert Colin und verweist auf seinen Charakter und die Tatsache, dass er nicht einfach ein Aktenschrank ist. „Ich denke, er ist ein funktionaler Werkzeugkasten für den einzelnen Nutzer auf dem Boden. Man kann ein Kissen drauflegen. Man könnte Schuhe hineinstellen. Man könnte Dokumente darin aufbewahren. Man könnte seine Tasche hineinstellen. Er bietet viele Möglichkeiten, berücksichtigt aber auch die neuen räumlichen Beschränkungen, so dass er nicht im Weg steht.‘“

An image of pages from the Horizon design magazine featuring products that would become the OE1 Workspace Collection.

Prototypen der neuartigen Trennwand der Designer – die multifunktionale OE1 Bewegliche Stellwand mit Ablage, Whiteboard und Platz für eine Tafel.

„Wie erfindet man etwas vollständig Neues und sorgt gleichzeitig dafür, das die Menschen erkennen, dass es nützlich für sie ist?“ – Kim Colin

Und was ist mit der Frage, die 2021 alle beschäftigt: Wie passt OE1 in die Arbeitswelt nach einer Pandemie? „Das Gute daran ist, dass infolge der Pandemie Veränderungen und Ungewissheit bereits in aller Munde sind. Man kann sich also nicht mehr der Illusion hingeben, dass es in Zukunft keine Unsicherheit mehr geben wird“, meint Colin. „Und mit OE1 können wir sagen: ‚Wir wissen, was ihr denkt. Wir wissen, dass ihr nicht sicher seid, ob ihr diese Immobilie oder diese Arbeitskräfte haben werdet. Das Geniale an OE1 ist, dass es sich um Möbelstücke handelt, die bestehende Arbeitsplätze individuell anpassen können – vergrößern, verkleinern, mobiler machen, verdichten.“

Hecht fügt hinzu: "Und ich denke, das Schöne an OE1 ist, wie Kim schon sagte, dass die Kollektion nicht konfrontativ ist. Sie ist wiederverwendbar, flexibel und kann sich anpassen. Sie kann mit einem wachsen, und wenn es sein muss, kann sie mit einem schrumpfen.“

Wenn 2020 uns etwas gelehrt hat, dann, dass Flexibilität – sowohl in unserem Leben als auch am Arbeitsplatz – keine Option ist, sondern eine Notwendigkeit.

Sam Hecht und Kim Colin
Infos zu den Designern

Portrait of designers Sam Hecht and Kim Colin in their London studio.