Der preisgekrönte deutsche Designer, der 2018 die Leitung des Studiengangs Industriedesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien übernommen hat, führt seine Neugier in Bezug auf Materialien auf seine Kindheit zurück, die vom Spielen und Lernen in der Holzwerkstatt seiner Eltern geprägt war. „Ich habe schon früh ein ganz natürliches Verhältnis zu verschiedenen Materialien entwickelt und das war die Grundlage für meine Leidenschaft für Holz, Stahl und Kunststoff“, erzählt er.
Zunächst zog er in Betracht, die Tischlerei seiner Familie zu übernehmen (er absolvierte dazu eine Ausbildung als Tischler). Aber schließlich entschied er sich für das Industriedesign, da es breiter angelegt ist und mehr Experimente ermöglicht. Im Jahr 2002 schloss er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei dem renommierten Industriedesigner Richard Sapper ab. 2003 gründete Diez das Büro Diez in München. Er und sein Team sind bekannt für ihr technisches Knowhow bei der Entwicklung, Herstellung und Gestaltung zeitgemäßer Produkte.
„Die Arbeit eines Designers beginnt damit, die Menschen um sich herum und die Gesellschaft zu beobachten“, erläutert er. „Und weil nicht jedes Verhalten Teil unserer täglichen Erfahrung ist, ist Design auch ein wenig Detektivarbeit. Dadurch kann man oft Muster erkennen, bis man einen Moment erreicht, wo man spürt, dass man etwas Wichtiges entdeckt hat und alles zusammenpasst“, während man die Dinge bespricht und Skizzen und Entwürfe anfertigt.
„Design erfordert ein wenig Detektivarbeit.“
– Stefan Diez
„Es ist ein bisschen wie die italienische Küche. Sie besteht im Wesentlichen nur aus drei oder vier Zutaten, aber man muss sie auf die richtige Weise miteinander zusammenbringen. Es geht nicht darum, endlos Gewürze hinzuzufügen.“
Diez beschreibt den Fuld Stuhl, seinen ersten Entwurf für Herman Miller, als „eine bequeme, kompakte Ausführung eines Bürostuhls, der gewissermaßen auch ‚stapelbar‘ ist.“ Während der Recherchephase erkannte er sofort, welch große Rolle diese Art von Stuhl dabei spielen kann, einen Raum universell verwendbar zu machen. Aber anstatt diese Rolle in den Mittelpunkt zu stellen, ist diese Möglichkeit bei vielen anderen stapelbaren Stühlen eher eine Nebensächlichkeit. Mit dem Fuld gab Diez dieser Art von Stühlen den Respekt, den sie verdienen, indem er ihn sowohl funktional wie auch optisch ansprechend gestaltete.
Seine Faszination in Bezug auf verschiedene Materialien war prägend für seine Designphilosophie, die er in seinen „10 Richtlinien für das Kreislaufdesign“ niederlegte. Die Richtlinien erläutern, wie Produkte sowohl gut für die Umwelt wie auch für die Gesellschaft sein können, und zeigen, wie Design zu bedeutsamen Änderungen in Industrie und Gesellschaft beitragen kann.
Um sich für seine Designs inspirieren zu lassen, erläutert Diez, verbringt er viel Zeit in der Natur – und mit seinen Gedanken. „Ich habe kein Problem damit, Zeit alleine zu verbringen. Wenn man mit sich selbst konfrontiert ist, werden einem Dinge bewusst, die vorher verborgen waren. In der Stille kommen Dinge an die Oberfläche.“